Von der Tanzstunde zum Turnen, dann zum Klavierunterricht und schliesslich wieder zurück zu nichts – ein Blick auf die rastlose Freizeitwelt unserer Kinder.
Eine Generation der Vielbeschäftigten – aber nicht der Vertieften
Immer häufiger stellen wir fest: Kinder und Jugendliche wechseln ihre Hobbys in einem rasanten Tempo. Heute Tanz, morgen Reiten, übermorgen vielleicht Gitarre oder doch lieber Gaming. Eltern unterstützen diesen Trend oftmals mit besten Absichten – sie möchten ihren Kindern eine breite Palette an Erfahrungen bieten. Doch was als Förderung beginnt, endet nicht selten in Oberflächlichkeit. Die Konsequenz: Kein Hobby wird wirklich beherrscht, keine Leidenschaft langfristig entwickelt, keine Disziplin aufgebaut.
Früher war nicht alles besser – aber einiges konsequenter
In früheren Generationen war es üblich, ein begonnenes Hobby über einen längeren Zeitraum zu verfolgen – manchmal Jahre, manchmal sogar ein Leben lang. Eltern legten mehr Wert auf Durchhaltevermögen und förderten die Entwicklung von Charaktereigenschaften wie Disziplin, Verlässlichkeit und Zielstrebigkeit. Heute hingegen fällt es vielen schwer, ihrem Kind auch einmal zuzumuten, eine „Durststrecke“ zu überstehen oder sich mit Anstrengung auseinanderzusetzen.
Besonders deutlich zeigt sich das in Situationen, in denen etwas im Unterricht nicht auf Anhieb gelingt oder wenn ein Tanzpädagoge eine notwendige Korrektur ausspricht. Was früher als normale Anleitung und Förderung verstanden wurde, wird heute nicht selten als persönliche Kränkung wahrgenommen – von den Kindern und teils auch von den Eltern. Zuhause wird dann schnell berichtet, der Lehrer oder die Lehrerin sei „nicht nett gewesen“ oder habe das Kind „kritisiert“. Solche Rückmeldungen dienen dann leider oft als Vorwand, um das Hobby wieder aufzugeben – anstatt darin eine Chance zur Weiterentwicklung zu erkennen. Dabei ist genau dieser Umgang mit Rückschlägen ein entscheidender Lernprozess, der Kinder stark macht – für den Tanzsaal genauso wie fürs Leben.
Der digitale Magnet: Smartphones als Konkurrenz zur Bewegung
Hinzu kommt ein modernes Phänomen, das wir alle kennen: das Smartphone. YouTube, TikTok, Instagram und Mobile Games ziehen Kinder in ihren Bann – oft stundenlang. Körperliche Aktivität, reale soziale Kontakte und das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, geraten dabei zunehmend in den Hintergrund.
Dabei ist es gerade die Bewegung, die für die gesunde Entwicklung von Kindern essenziell ist – körperlich wie mental. Eine Tanzstunde beispielsweise bietet hier den perfekten Gegenpol zur digitalen Welt.
Tanzen: 60 Minuten volle Bewegung – ohne Wartezeit
Wenig bekannt, aber umso beeindruckender: In einem 60-minütigen Tanzkurs bewegt sich ein Kind tatsächlich nahezu die gesamte Zeit. Anders als beim Turnen oder der klassischen Gymnastik, wo das Kind oft minutenlang wartet, bis es an der Reihe ist, steht im Tanzunterricht die kontinuierliche Aktivität im Mittelpunkt.
Und auch das ist ein Grund, warum einige Kinder den Tanzunterricht wieder aufgeben – es ist anspruchsvoll, es ist fordernd, es braucht Energie und Konzentration. Tanzen verlangt nicht nur körperlichen Einsatz, sondern auch Koordination, Disziplin und Aufmerksamkeit. Es ist kein „leicht verdientes Erfolgserlebnis“, sondern ein Weg, der erst mit Ausdauer belohnt wird.
Eltern, was wollt ihr wirklich für euer Kind?
Diese Frage richtet sich nicht als Vorwurf, sondern als Einladung zur Reflexion: Möchten wir unsere Kinder zu Menschen erziehen, die Dinge mit Tiefgang und Engagement verfolgen? Oder erziehen wir sie zu schnellen Abbrechern, die bei der ersten Herausforderung das Weite suchen?
Natürlich sollen Kinder Verschiedenes ausprobieren dürfen. Aber jedes Hobby verdient eine faire Chance – mindestens ein halbes Jahr, besser länger. Nur so kann ein Kind erkennen, was ihm wirklich liegt und wo seine Leidenschaft vielleicht schlummert.
Fun Fact: Fast alle Berühmtheiten haben als Kind Ballett getanzt
Viele bekannte Persönlichkeiten, die es zu etwas gebracht haben – ob Schauspieler, Musiker oder Unternehmer – haben als Kind Ballettunterricht genommen. Warum? Weil Ballett Körperbeherrschung, Disziplin, Ausdauer und ästhetisches Empfinden vermittelt – alles Eigenschaften, die später in jedem Beruf hilfreich sind.
Der schnelle Wechsel von Hobbys ist ein Spiegel unserer beschleunigten Gesellschaft. Doch Kinder brauchen Tiefe, nicht Tempo. Bewegung, nicht Bildschirm. Und Eltern, die ihnen beibringen, dass Durchhalten manchmal wichtiger ist als Begeisterung im Moment.