Vom südlichsten Zipfel Europas auf die Tanzbühne: Erlebnisse als Gastdozentin in Sizilien
Während meines Kulturaufenthaltes 2010 bis 2011 auf Sizilien war ich in einigen namhaften Ballettschulen als Gastdozentin tätig. Mich überraschte es sehr, dass ausgerechnet am südlichsten Zipfel von Europa die Kultur im klassischen Tanz so hoch ausgeprägt war. In meinen Kursen und bei meinen Workshops nahm eine hohe Zahl an äusserst tanzbegabten Schülerinnen und Schülern teil. Nicht nur ihre fast unermüdliche Disziplin, sondern auch die Unterstützung ihrer Eltern brachten sie enorm voran.
Das war sehr bemerkenswert, denn auf Sizilien sind die Einkommen äusserst gering und die Eltern verzichteten auf viele Dinge, damit ihre Kinder ihren Traum vom Tanzen verwirklichen konnten. Schon nach wenigen Wochen waren die Schülerinnen und Schüler so weit, um an nationalen Ballettmeisterschaften teilzunehmen. Hervorragende Platzierungen waren das Ergebnis, welches die Motivation noch weiter anspornte.
Jedoch gab es auch einige Eltern, die das Talent ihres Kindes gar nicht bemerkt hatten. Bei Gesprächen haben sie sich darüber (im Positiven) gewundert und waren dann auch sofort bereit, ihr Kind zu unterstützen.
So war es beispielsweise auch bei Irene
Irene habe ich diesen Sommer auf Sizilien wiedergetroffen. Sie ist hat mittlerweile eine Bühnentanzausbildung in Rom absolviert, welche sie jetzt erfolgreich beendet hat. Nach den Sommerferien beginnt sie ein weiteres Tanz-und Choreografie-Studium in Prag. Um das finanziell stemmen zu können, jobbt sie nun bis zum Beginn ihres Studiums in ihrer Heimat auf Sizilien.
Irene erzählte mir, ihre Mutter sagt ihr noch heute: „Hätte Carmelina damals nicht Dein Talent entdeckt und uns davon überzeugt (wir dachten, Du bist eher ein Entchen (grob übersetzt aus dem italienischem …)), Dich unterstützt und angespornt, hättest Du Deinen Traum niemals leben können und das erreichen, wo Du heute stehst.“
Das sind die Momente, die mich unheimlich glücklich und stolz machen. Sie zeigen mir, dass meine Arbeit wichtig und richtig war und auch weiterhin wichtig sein wird. Für Talente, welche das auch wirklich wollen. Für deren Eltern, die das auch unterstützen wollen und mit mir an einem Strang ziehen. Für die Menschen, die sich nicht vor harter Arbeit und Kritik scheuen und wissen, dass man im Leben nichts erreicht, wenn man nicht bereit ist, alles dafür zu geben und trotz allem nicht vergessen, wo ihre Wurzeln sind und wer an sie geglaubt hat, als es noch kein anderer getan hat.
Irene Parisi auf Instagram: https://www.instagram.com/ireneeparisi







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