Während meines Kulturaufenthaltes 2010 bis 2011 auf Sizilien war ich in einigen namhaften Ballettschulen als Gastdozentin tätig. Mich überraschte es sehr, dass ausgerechnet am südlichsten Zipfel von Europa die Kultur im klassischen Tanz so hoch ausgeprägt war. In meinen Kursen und bei meinen Workshops nahm eine hohe Zahl an äusserst tanzbegabten Schülerinnen und Schülern teil. Nicht nur ihre fast unermüdliche Disziplin, sondern auch die Unterstützung ihrer Eltern brachten sie enorm voran.
Berufung oder Überzeugung oder Traumberuf?
Ich werde das sehr oft gefragt. Ich wusste schon immer, dass ich Ballettlehrerin werden wollte, aber ich wusste nicht immer, ob ich das tatsächlich auch schaffe. Ich war eine gute Ballettschülerin, aber sah noch nie wie eine Ballerina aus. Für die einen zu klein für die anderen zu dick oder zu dünn oder oder oder ...
Aber eines war klar: Tanz war schon immer mein Leben.
Ja, wir sind eine Ballettschule mit Prinzipien, Disziplin und Ehrgeiz. Aber was ist daran schlecht? Die Tatsache, dass wir russisches Ballett unterrichten, bedeutet nicht, dass wir nach alter russischer Schule unterrichten. Wir zwingen unsere Schüler nicht zu täglichen, mehrstündigen Ballettunterricht, messen nicht jeden Zentimeter ihres Körpers auf Eignung ab und stellen sie wöchentlich auf die Waage.
Ich weiss, wir haben es zur Zeit alle nicht einfach. Jedoch glaube ich, dass diejenigen, die nicht mit so vielen verschiedenen Menschen jeden Tag zu tun haben, es etwas leichter haben. Ich möchte an dieser Stelle niemanden beleidigen, aber jeder Selbstständige, der jeden Tag Kontakt mit vielen Menschen hat, weiss, wovon ich rede. Es herrscht eine allgemeine Frustration und Unfreundlichkeit. So eine Stimmung habe ich in all den Jahren, in denen ich unterrichte, noch nie erlebt.